Mathematikunterricht zu Großmutters Zeiten und heute

Von Reinhard Raake, Wissenschaftlicher Leiter des Duden Instituts für Lerntherapie Berlin-Mitte

Aufschlussreiche Befragung

Früher soll ja vieles besser gewesen sein. War der Mathematikunterricht zu Großmutters Zeiten erfolgversprechender als heute? Wurden die Grundfertigkeiten dauerhafter gelernt? Hat der Unterricht damals auch Spaß gemacht oder war er reiner Drill?

Mit diesen Fragen habe ich mich an verschiedene Generationen gewendet, deren Grundschulzeit in den 1930er, 1960er und 1990er Jahren lag. Parallel dazu habe ich Kinder im Unterricht beobachtet, die zurzeit zur Grundschule gehen. Des Weiteren stand mir ein Mathematiklehrbuch aus dem Jahr 1926 zur Verfügung.

Bei all meinen Befragten, egal welchen Alters, zeigte sich bei der Erinnerung an den Mathematikunterricht in etwa das gleiche Bild: Einigen gefiel der Unterricht gut bis sehr gut und andere fanden den Unterricht nicht so gut. Es ging sogar so weit, dass Mathe als „schlimmstes Fach“ angesehen wurde. Diejenigen, die eine gute Erinnerung an den Unterricht hatten, fügten meist ungefragt hinzu, dass die Lehrerin/der Lehrer toll war und der Unterricht Spaß machte. Diejenigen, die das Fach nicht leiden konnten, berichteten meist auch von negativen Erfahrungen mit der Lehrkraft. Demnach spielt diese eine entscheidende Rolle. – Wie ist es mit den Inhalten?

Blick in zwei Schulbücher

Im Folgenden sollen einige Inhalte zweier Schulbücher aus den Jahren 1926 und 2005 der ersten beiden Grundschuljahre näher angesehen werden. Die Rechengesetze waren natürlich vor 90 Jahren dieselben wie heute und eine ganze Reihe von Inhalten wurde damals behandelt und wird es heute auch: Grundrechenarten im Kopf, halbschriftlich und schriftlich, das Einmaleins, geometrische Inhalte, der Umgang mit Geld, mit der Zeit und mit anderen Größen.