von Dr. Lorenz Huck
Als Lehrer an Schule und Hochschule, fester und freier Mitarbeiter der Duden Institute, der ihre Entwicklung begleitet und geprägt hat, sowie Autor mehrerer Schulbuchreihen beschäftigt sich Prof. Werner Stoye bereits seit mehreren Jahrzehnten mit dem Mathematiklernen. Im Mittelpunkt steht für ihn dabei immer wieder die Frage, wie Kinder und Jugendliche, denen es schwerfällt, mathematische Grundbegriffe zu erwerben und Vorstellungen zu entwickeln, wirksam unterstützt werden können.
Schon im Einleitungskapitel stellt Werner Stoye unmissverständlich klar, dass das vorliegende Handbuch „keine theoretische Abhandlung zum Problem der Rechenstörung“ sein soll. Zwar verwendet der Autor fachsprachliche Begriffe und führt diese sorgfältig ein, er behandelt sein Thema systematisch und verweist an wichtigen Stellen auch auf weiterführende Literatur – an vielen Stellen verzichtet er aber auf die Darstellung wissenschaftlicher Debatten und zeigt stattdessen ausführlich die von ihm favorisierten, jahrzehntelang bewährten Lösungen für praktische Probleme. Sein wesentliches Ziel ist es, „aufzuschreiben, was man wie in der Lerntherapie machen kann“.
Systematisch behandelt er dabei alle wichtigen Inhaltsbereiche des Mathematikunterrichts an Grund- und weiterführenden Schulen. Er zeigt im Schwerpunkt, wie im Diagnosegespräch und in der Lerntherapie mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet werden kann, behandelt aber auch die Zusammenarbeit mit Eltern und Lehrkräften. Das Handbuch ist zum einen geeignet für Teilnehmer/-innen an einer umfangreichen und systematischen Weiterbildung im Bereich Lerntherapie – z. B. am Zertifikatskurs „Integrative Lerntherapie“, den die Duden Institute in Zusammenarbeit mit der SRH Fernhochschule anbieten. Stoyes Ausführungen und Schilderungen ermöglichen Studierenden die Auseinandersetzung mit konkreten Herangehensweisen vor dem Hintergrund erworbener Kenntnisse aus Pädagogik, Psychologie und Didaktik.
Zum anderen ist das Handbuch geeignet für profund ausgebildete Lerntherapeutinnen und therapeuten: Diese sind in der Lage, Anregungen auch nach kurzer Einführung richtig einzuordnen und aufzugreifen – oder können das Buch zur Wiederholung und zum Abgleich nutzen, wenn ihnen die darin enthaltenen Herangehensweisen bereits bekannt waren.
Das Handbuch ist sicherlich nicht geeignet, eine lerntherapeutische Weiterbildung zu ersetzen – oder gar die häuslichen Übungen von Eltern mit ihren eigenen Kindern anzuleiten.
Dieses Fachbuch zeigt die praktische Anwendung wissenschaftlicher, vor allem fachdidaktischer Erkenntnisse. Es gibt Einblick in die kollektiven Entwicklungen und Erfahrungen der Duden Institute für Lerntherapie. Es zeigt aber auch Werner Stoyes ganz persönliche Sicht auf die lerntherapeutische Arbeit mit rechenschwachen Kindern. Auf vielfachen Wunsch von Menschen, die den Autor in den letzten drei Jahrzehnten als Lerntherapeuten und Referenten kennenlernen durften, hält das Handbuch diese Sicht und die dahinterstehenden Einsichten und Erfahrungen fest.
Therapie von Rechenstörungen. Ein Handbuch für die Lerntherapie. Werner Stoye (2023). Berlin: Dudenverlag. ISBN 978-3-411-76233-0
