Pädagogik und Psychologie

Buchtipp: Handbuch lösungsorientiertes Arbeiten mit Kindern

Das „Handbuch lösungsorientiertes Arbeiten mit Kindern“ von Therese Steiner und Insoo Kim Berg zählt schon lange zu den Klassikern der Literatur im Bereich der Beratung und Therapie von Kindern und Jugendlichen.

Handbuch lösungsorientiertes Arbeiten mit Kindern. Therese Steiner, Insoo Kim Berg. (7. Auflage, 2016) Heidelberg: Carl-Auer-Verlag. ISBN 978-3-89670-478-8

Rezension von Dr. Lorenz Huck, Leiter des Fachbereichs "Interdisziplinäre Integration" der Duden Institute für Lerntherapie

Das „Handbuch lösungsorientiertes Arbeiten mit Kindern“ von Therese Steiner und Insoo Kim Berg zählt schon lange zu den Klassikern der Literatur im Bereich der Beratung und Therapie von Kindern und Jugendlichen. Aktuell ist es in der 7. Auflage im Carl-Auer-Verlag erschienen.

Der Begriff „lösungsorientiert“ im Titel des Buches steht für den Ansatz der lösungsorientierten Kurzzeittherapie, der u. a. von Insoo Kim Berg begründet und für Kinder und Jugendliche in Zusammenarbeit mit Therese Steiner weiterentwickelt wurde: Im Fokus steht dabei – anders als in manchen Therapie- und Beratungsansätzen – nicht das Problem und seine Ursachen, sondern die Ressourcen einer Familie und das Potenzial, Lösungen zu finden.

Dass hinter dieser Aussage mehr steckt als eine sprachliche Spitzfindigkeit, können Steiner und Kim Berg überzeugend darlegen. Ihr Buch zeugt von tiefem Respekt gegenüber Rat suchenden Kindern und Familien sowie dem Vertrauen in deren Fähigkeit, selbst Lösungen finden zu können. Bemerkenswert ist dabei immer wieder, wie wirksam es ist, die Aufmerksamkeit der Beteiligten auf das zu lenken, was – und sei es nur ausnahmsweise – in einer Familie gut gelingt.

So wird beispielsweise ein kleiner Junge, der in der Schule immer wieder durch aggressive Ausbrüche auffällt, gezielt nach einzelnen Situationen gefragt, in denen es ihm gelungen ist, trotz erheblicher Frustrationen ruhig zu bleiben. Im Gespräch mit der ganzen Familie wird dann der Frage nachgegangen, was die beeindruckende Leistung des Jungen im konkreten Fall ermöglicht hat. Der Mutter fällt ein, dass sie sich am fraglichen Morgen Zeit genommen hat, in Ruhe mit ihrem Sohn zu sprechen. Könnte das hilfreich gewesen sein? Die Beraterin bestärkt die Mutter in der aufkeimenden Überzeugung, dass sie positiven Einfluss auf ihren Sohn hat, und rät dazu, das hilfreiche Verhalten in Zukunft etwas häufiger einzusetzen. In der folgenden Beratungssitzung werden die ersten Erfolge besprochen.

In den ersten fünf Kapiteln des „Handbuchs“ werden die Grundsätze der lösungsorientierten Kurzzeittherapie sowie grundlegende Annahmen zur Arbeit mit Kindern und Eltern vorgestellt, elementare Fragetechniken erörtert, der Prozess der Auftrags- und Erwartungsklärung sowie – sehr praktisch – der Therapiebeginn beschrieben. Im 6. Kapitel werden dann einzelne Interventionen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen dargestellt und im 7. inhaltliche Fragen (z. B. zum therapeutischen Umgang mit Traumata, Aggressionen oder Schulverweigerung) beantwortet. Im Mittelpunkt des 8. Kapitels stehen die Besonderheiten der Arbeit mit Jugendlichen. Das 9. Kapitel schließlich stellt die Beurteilung von Therapieerfolg und -misserfolg zur Debatte.

Das „Handbuch lösungsorientiertes Arbeiten mit Kindern“ richtet sich ganz ausdrücklich nicht nur an Berater und Therapeuten, sondern auch an Eltern, Erzieher, Lehrer, Betreuer und Sozialarbeiter. Zwar wird nicht jeder, der diesen Personenkreisen angehört, Gelegenheit haben, die beschriebenen therapeutischen Techniken anzuwenden. Die Haltung, die hinter allen geschilderten Interventionen steht, kann sich aber tatsächlich jeder, der mit Kindern und Jugendlichen arbeitet oder umgeht, zu eigen machen.

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