„Kannst du mal kommen? Ich versteh das nicht!“ – Teil 2

Ein Vorbild im hier gemeinten Sinne sind Eltern, wenn sie in Gegenwart des Kindes häufig selbst zum Buch oder zum Stift greifen oder verdeutlichen, dass sie Gelerntes nutzen („So kriege ich raus, wie viel Mehl wir für die dreifache Anzahl Muffins brauchen.“), wenn sie eigene Fragen laut äußern und mit Hilfe eines Nachschlagewerks oder des Internets klären – schließlich aber auch, indem sie regelmäßig etwas vorlesen.

Die Freude am Lernen können Eltern erhalten helfen, wenn sie deutlich machen, dass es nicht nur in der Schule, sondern auch im Alltag viele Anlässe zum Lesen, Schreiben und Rechnen gibt (Spielanleitungen, Reisetagebücher, die Vermessung eines Zimmers vor dem Umräumen der Möbel …). Darüber hinaus können natürlich auch Spiele helfen, die Lernfreude zu fördern: Nicht immer muss „Lerne die Uhr!“ oder „Lesemeister“ schon auf der Packung stehen. Würfelspiele, Domino, Memory usw. sind oft ebenso nützlich.

Die Lernorganisation unterstützen Eltern am besten, indem sie mit den Kindern gemeinsam einen ordentlichen und angenehmen Arbeitsplatz einrichten und überlegen, wie die Lern- und Hausaufgabenzeit sinnvoll genutzt und sinnvoll begrenzt werden kann.

Hilfe zur Selbsthilfe kann u. a. darin bestehen, dass man das Kind erklären lässt, wieweit es eine Aufgabenstellung schon verstanden hat und wie es herangehen würde. Hat man die Sicht- und Herangehensweise des Kindes verstanden, kann man evtl. einen Tipp dazu geben, sollte das Kind dann aber weitgehend selbstständig arbeiten lassen. Statt Hausaufgaben zu kontrollieren, ist es oft ratsam, das Kind zur Selbstkontrolle anzuregen: „Achte noch einmal auf die Großschreibung, ich mache dir neben jede Zeile, in der du noch etwas finden kannst, ein Kreuz.“

Wohlergehen im Hier und Jetzt

Ein positives Selbstbild fördern Eltern natürlich immer dann, wenn sie Erfolge ihres Kindes wahrnehmen und ihr Kind loben. Wichtig ist aber auch, seinem Kind das Gefühl zu geben, dass es sich auf die Eltern verlassen kann, ohne etwas dafür tun zu müssen. Eine schwierige Aufgabe ist für Eltern, die (möglicherweise berechtigten) Sorgen, die man sich um die Zukunft des Kindes macht, nicht zur Belastung werden zu lassen. Wie der Pädagoge Janusz Korczak formulierte, hat das Kind ein Recht „auf den heutigen Tag“, d. h. auf sein Wohlergehen im Hier und Jetzt.

Ein anregendes und unterstützendes häusliches Umfeld tut allen Kindern gut. Kinder mit besonderen Lernschwierigkeiten, insbesondere einer Rechenschwäche oder Lese-Rechtschreib-Schwäche, brauchen zusätzlich professionelle Unterstützung, um sich gut entwickeln zu können. In den Duden Instituten für Lerntherapie gehören dazu die Arbeit mit dem Kind, aber auch die regelmäßigen Elterngespräche. Probleme und Möglichkeiten, die hier nur angerissen werden konnten, können darin ausführlich besprochen werden.


Literatur:
Melhuish, E., Sylva, K., Sammons, P., Siraj-Blatchford, I., Taggart, Br., Phan, M. & Malin, A. (2008). Preeschool Influences on Mathematics Achievements. In: Science, V. 321, p. 1161-1162.