Eine Erfolgsgeschichte - Prof. Annelore Bilsing und Katharina

Prof. Annelore Bilsing, Lerntherapeutin

16 Jahre war ich als Lerntherapeutin im Duden Institut für Lerntherapie tätig.
Ich lernte viele Kinder, die eine Dyskalkulie hatten, kennen. Ihre Freuden und Leiden waren für mich sehr prägend und spornten mich immer wieder an, mit Hilfe der im Haus entwickelten Lerntherapie und meinen eigenen Ideen den Kindern zu helfen.

Für mich war es vor allem wichtig das Selbstwertgefühl der Kinder zu stärken. Ich wollte herausfinden, wo ihre besonderen Stärken und Interessen lagen, um darauf aufzubauen. Es sollte der Mut zur eigenen Leistung gefördert werden.

Ein Beispiel: Katharina kam völlig deprimiert am Ende des 2.Schuljahres zur mir. Sie wurde bei jeder anstehenden Mathearbeit krank und verstand insbesondere den Zahlenraum nicht. Die Strukturierung des Zahlenraums mit verschiedenen Arbeitsmitteln und Katharinas Begeisterung für geometrische Formen und Körper führten dann aber zu ersten Erfolgserlebnissen. „Suche zu Hause Gegenstände, die den verschiedenen geometrischen Körpern zugeordnet werden können.“ Diese Aufgabe hat sogar der ganzen Familie Spaß gemacht. „Schneide geknetete geometrische Körper oder Früchte und Gemüse längs und quer durch und bezeichne die Schnittflächen“.

Erik, um ein anderes Beispiel zu nennen, kannte als 8-Jähriger mehr Dinosaurier als ich. Für ihn nutzte ich Körperlängen, Körpergewichte oder Laufgeschwindigkeiten der verschiedenen Saurierarten für die Größenvorstellungen und das Berechnen von Unterschieden. Sein vorhandenes Interesse für die Tiere konnte so zur Lerntherapie genutzt werden. Für mich war auch die Gestaltung des Endes jeder Therapiestunde wichtig. Sie sollte nicht mit einem negativen Erlebnis enden und das Kind sollte sich neugierig und erwartungsvoll auf die nächste Stunde freuen.

Als erfahrene Lerntherapeutin kennt man die Stärken und Schwächen der Kinder und es ist nicht schwer, die Stärken in den letzten Minuten der Therapie in den Mittelpunkt zu stellen. „Siehst du, es gelingt dir doch schon viel besser!“ oder „Da staune ich ja, wie du jetzt die Aufgabe alleine lösen kannst! Nächste Woche können wir dazu schon ein Spiel spielen“ Das ist doch besser als ein „Na ja, da müssen wir aber noch ganz schön üben!“

Wichtig war für mich auch die Zusammenarbeit mit den Eltern und Lehrern. Die Eltern wurden in die zeitlich begrenzten Aufgaben ihrer Kinder zwischen den Therapiestunden einbezogen. Mit den meisten Eltern entstand eine sehr gute Zusammenarbeit, die auch zwischenzeitliche telefonische Hilferufe mit einbezog.

Lehrer waren zum Teil etwas zurückhaltend. Da musste man erst einmal klären, dass die Therapie keine Nachhilfe ist und Therapeuten eine umfangreiche Ausbildung erhalten, die weder im Studium noch in der Weiterbildung der Lehrer generell angeboten wird.
Viele Lehrer, die unsere Fortbildungen nutzten, bestätigen, dass ihr Lehrerfolg gestiegen ist. Die Jahre im Therapie-Institut waren für mich durch viel Freude im Umgang mit den Kindern und an ihrer Entwicklung gekennzeichnet.

Als aus der verschüchterten und deprimierten Katharina langsam ein fröhliches Mädchen wurde, das immer mehr Erfolgserlebnisse in Mathe erreichte und schneller mit den Anforderungen der Schule zurecht kam, war das natürlich auch pure Freude für mich. Über die Therapiestunden hinaus blieb ich mit Katharina in Kontakt. Ich erlebte ihren Schulbeginn am Gymnasium und ihr sehr gutes Abitur, das sich auch in Mathe sehen lassen kann.

Aber auch andere Schüler schreiben mir noch heute. Libertas studiert Jura, Sarah ist examinierte Krankenschwester, Jan beendete erfolgreich seine Lehre als Tischler, Johannes bestand das Fachabitur und wird Erzieher und ich könnte weitere aufzählen. So denke ich, dass ich einiges dazu beitragen konnte, verzweifelten Kindern und Eltern neuen Optimismus zu verschaffen.