Lernen zu Hause

Hausaufgaben ohne Stress – wie geht das?

Hausaufgaben sind mehr als bloße Aufgaben – sie fördern das Lernen. Empfohlen sind klare Ziele, kurze Übungen und regelmäßige Überprüfungen. Doch die Belastung darf nicht unterschätzt werden, besonders für Schüler/-innen mit LRS oder Rechenschwäche. Klare Absprachen zwischen Eltern und Lehrkräften sind der Schlüssel. Bei Bedarf können Lerntherapeut/-innen helfen.

Was gehört alles zu „Hausaufgaben“?

Zu den Hausaufgaben gehören Aufträge, die bis zur nächsten Stunde zu erledigen sind. Aber auch die Vorbereitung auf Klassenarbeiten und Tests ist eine Aufgabe, die außerhalb des Unterrichts bewältigt werden muss. Dazu kommen meist noch Aufgaben ohne besonderen Termin: Vokabeln lernen, das „Einmaleins“ üben, ein Buch lesen usw. Im Ganztagsschulbetrieb gibt es Zeiten, in denen all diese Aufgaben bearbeitet werden können. In der Praxis nehmen aber viele Schüler/-innen dennoch einen Teil der Arbeit mit nach Hause.

Welchen Nutzen haben Hausaufgaben?

Regelmäßiges Üben trägt unzweifelhaft dazu bei, dass Kinder und Jugendliche Lernerfolge erzielen. Der berühmte Unterrichtsforscher Hattie hat in einer Zusammenfassung von vielen hundert Untersuchungen gezeigt, dass Hausaufgaben den meisten Kindern und Jugendlichen einen Nutzen bringen. Das gilt besonders für etwas ältere Schüler/-innen und dann, wenn Hausaufgaben gut gestaltet werden. Empfohlen werden im Grundschulbereich regelmäßige und kürzere Hausaufgaben, die sich auf die Festigung des im Unterricht erarbeiteten Stoffs konzentrieren. Den Kindern soll klar sein, wie Hausaufgaben und Unterrichtsinhalte zusammenhängen. Dazu tragen eine klare Zielorientierung und die regelmäßige Überprüfung der Ergebnisse im Unterricht bei.

Welchen Umfang dürfen Hausaufgaben haben?

Die meisten Bundesländer machen keine Vorgaben mehr dazu, wie lange sich Kinder in den verschiedenen Klassenstufen maximal mit Hausaufgaben beschäftigen sollen. Man überlässt das den einzelnen Schulen oder Lehrkräften. Die vorhandenen Rechtsvorschriften unterscheiden sich stark zwischen den Bundesländern. Wie lange sich Schülerinnen und Schüler tatsächlich mit Hausaufgaben beschäftigen, kann man nicht klar sagen. Auch wissenschaftliche Studien kommen zu sehr unterschiedlichen Aussagen.

Wann werden Hausaufgaben zur Belastung?

Die „HaLFa“-Studie der Duden Institute hat gezeigt, dass die familiäre Belastung durch Hausaufgaben besonders groß ist, wenn Schüler/-innen eine LRS oder Rechenschwäche haben. Oft hängen dann drei Dinge zusammen: Die betroffenen Kinder und Jugendlichen benötigen zu viel Zeit für die Hausaufgaben, sie können die Hausaufgaben nur mit Hilfe bewältigen und diese Hilfe kann ausschließlich von den Eltern (und nicht von Nachbarn, Großeltern, Lehrkräften usw.) geleistet werden. Stress ist unter diesen Umständen vorprogrammiert – und niemand kann etwas dafür!

Was können Eltern und Lehrer/-innen tun, um Kinder mit LRS oder Rechenschwäche in der Hausaufgabensituation zu entlasten?

Der Schlüssel zu einer Entlastung sind klare Absprachen zwischen Eltern und Lehrkräften. Lerntherapeuten und -therapeutinnen können dabei manchmal vermitteln, wenn es notwendig ist. Für Lehrerinnen und Lehrer ist es wichtig zu wissen, wie viele Aufgaben ein Kind in einer gegebenen Zeit bewältigen kann, welche Fehler es noch macht und mit welchen Aufgaben es noch nicht selbstständig zurechtkommt. Die Rückmeldung der Eltern ist dafür unverzichtbar. Werden – mit viel Mühe und Hilfe der Eltern – jeden Tag vollständige und fehlerfreie Hausaufgaben präsentiert, hilft das niemandem.

Tochter und Mutter beim Hausaufgaben machen

Gemeinsam können maximale Bearbeitungszeiten vereinbart werden. Auch ohne einen sogenannten Nachteilsausgleich zu beantragen, ist es möglich, einem Kind einen Teil der Hausaufgaben zu erlassen oder Aufgaben auszuwählen, die zu seinem Entwicklungsstand passen.

Eltern können sich dann wieder stärker auf ihre eigentliche Rolle besinnen: Mit dem Kind besprechen, zu welcher Zeit es Hausaufgaben gut erledigen kann und wann es Pausen braucht, einen guten Arbeitsplatz finden und gestalten, Hilfsmittel zur Verfügung stellen und dem Kind zuhören, um zu verstehen, was es evtl. noch nicht begriffen hat. Sie können selbstverständlich nicht die Rolle von Lehrkräften übernehmen.

Welche Rolle spielen Hausaufgaben in der integrativen Lerntherapie der Duden Institute?

Zu jeder Lerntherapiestunde gehört in der Regel ein kleiner Übungsauftrag für zu Hause. Üblicherweise soll sich Ihr Kind mehrfach in der Woche ca. 10 bis höchstens 15 Minuten mit diesen Aufgaben beschäftigen, weil häufige und regelmäßige Wiederholungen helfen, Lernerfolge zu festigen. Inhalt und Umfang werden so ausgewählt, dass die Aufgaben zum Stand Ihres Kindes und Ihrer familiären Situation passen. Genau wie in der Schule kann das nicht immer gelingen. Sprechen Sie mit Ihrer Lerntherapeutin oder Ihrem Lerntherapeuten, wenn häusliche Übungen Stress erzeugen. Sie werden dann verändert und, wenn notwendig, auch einmal weggelassen. In der Lerntherapie bearbeiten wir in aller Regel keine schulischen Hausaufgaben und bereiten auch nicht auf Klassenarbeiten oder Tests vor! Im Mittelpunkt der Therapie stehen grundlegende Inhalte des jeweiligen Faches, nicht der aktuelle Schulstoff. Abweichungen von dieser Regel sind möglich, z. B. gegen Ende der Therapie, wenn Ihr Kind wieder an den Regelunterricht anschließt. Dann kann es sinnvoll sein, die Übertragung von Strategien, die Ihr Kind erlernt hat, auf den Alltag zu begleiten.

Zum Autor

Dr. Lorenz Huck

Dr. Lorenz Huck ist Diplom-Psychologe und Geschäftsführer der Duden Institute für Lerntherapie.

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