„Kannst du mal kommen, ich versteh‘ die Aufgabe nicht!“ - 2

In Sachaufgaben liest man häufig Sätze mit Einschüben, Relativsätzen und ähnlichem – welche Schwierigkeiten kann das bereiten?

Schröder: Zum Verständnis von Textaufgaben sind umfassende grammatische Kompetenzen erforderlich, zum Beispiel, um Bezüge zwischen Sätzen und Satzteilen herstellen zu können. So referieren zum Beispiel unterschiedliche sprachliche Ausdrücke auf ein und dasselbe zugrundeliegende Konzept (Beispiel: die Kinder – sie – Anna und Jan). Sachaufgaben enthalten außerdem häufig Sätze mit komplexen grammatischen Konstruktionen (Beispiel: „Wenn du etwas Wertvolles findest, hast du Anspruch auf einen Finderlohn...“). Hier ist es wichtig, ein Verständnis für kausalen Konstruktionen (wenn ..... dann) entwickelt zu haben. Wenn es hier zu Sprachverständnisproblemen kommt, können Textaufgaben, unabhängig davon, ob sie mündlich oder schriftlich gestellt werden, nicht verstanden werden.

Welche Ursachen sind denkbar, wenn ein Kind Sachaufgaben nicht versteht oder auch Aufgabenstellungen nicht erfasst?

Entwicklungsverzögerungen im Bereich der Sprache können zu vermeintlichen Schwierigkeiten im Mathematiklernen führen, ohne dass zwingend eine Rechenschwäche im Sinne von unzureichenden Zahlvorstellungen und uneffektiven Rechenstrategien zugrunde liegen muss.

Hier kommen zahlreiche Ursachen in Frage. Probleme in der auditiven Unterscheidung können zu Missverständnissen führen (man beachte die auditive Ähnlichkeit z. B. zwischen achtzig und achtzehn). Sachaufgaben stellen außerdem hohe Anforderungen an das Textverständnis. Hier sind die bereits beschriebenen Kompetenzen im Bereich des Wortschatzes und der Grammatik notwendig.

Außerdem muss natürlich beachtet werden, dass auch eine zugrundeliegende Lese-Rechtschreib-Schwäche zu Problemen im Leseverständnis führen kann.

Wie können die Kinder unterstützt werden?

Schröder: Im Bereich des Wortschatzes kann man darauf achten, relevante Fachbegriffe, unklare Wörter und Formulierungen möglichst kontextbezogen einzuführen, häufig und in unterschiedlichen Lernsituationen zu wiederholen und über die Bedeutung gemeinsam zu reflektieren. Hier sind beispielsweise auch Übungen hilfreich, bei denen die Kinder wenig selbst formulieren, sondern Begriffe „nur“ zuordnen oder Wörter in vorgegebenen Satzstrukturen ergänzen sollen. Sachaufgaben sollten möglichst in kurzen, einfachen Sätzen formuliert sein. Illustrationen und andere Visualisierungen können das Sprachverständnis unterstützen. Bei Verdacht auf Vorliegen einer Sprachentwicklungsstörung sollte außerdem eine sprachtherapeutische Abklärung erfolgen.