Rechnen lernen in der integrativen Lerntherapie

von Jana Köppen, Leiterin des Fachbereichs Mathematik der Duden Institute für Lerntherapie

Welche Schwierigkeiten zeigen sich?

Wenn Kinder gravierende Schwierigkeiten beim Mathematiklernen (Rechenschwäche) haben, dann zeigt sich das meist sehr deutlich im mühevollen Rechnen. Möglicherweise kennen Sie dies als Elternteil oder Lehrkraft auch: Die Kinder brauchen mehr Zeit als ihre Altersgenossen, vermeiden das Rechnen und sind oft ohne Ihre Hilfe überhaupt nicht in der Lage, Rechenaufgaben zu bewältigen.

Bei der Bearbeitung von Hausaufgaben erklären Sie dem Kind, wie eine Aufgabe am besten gerechnet werden soll - die selbstständige Erledigung gelingt ihm aber kaum oder nur kurzfristig. In Tests oder Arbeiten in der Schule wird vielleicht sogar ein Teil der Aufgaben richtig gelöst, aber die Kinder schaffen wenig. Sind sie zu langsam?

Befragt man Kinder zu ihren Rechenwegen und Vorstellungen zu den Aufgaben, kann man sich ein Bild darüber machen, inwieweit sie die Voraussetzungen für eine angemessen sichere Aufgabenbewältigung besitzen. Fast immer stellt sich heraus, dass Kinder mit gravierenden Schwierigkeiten beim Mathematiklernen noch zählende Rechner sind. Möglicherweise zählen sie „im Kopf“ oder unauffällig an Hilfsmitteln, z. B. einem Lineal, sodass das Fingerrechnen überwunden scheint. Dieses versteckte Zählen bedeutet aber leider keinen Fortschritt für das Kind, sondern erfordert eine starke Konzentration, da die Finger als Merkhilfe entfallen. Außerdem wird ersichtlich, dass bereits eine erhöhte Sensibilität des Kindes für seine Schwierigkeiten besteht.

Zählendes Rechnen mag für das Addieren und Subtrahieren mit Zahlen bis 20 und für einfache Aufgaben überdies noch irgendwie zu schaffen sein, es fehlt dem Kind jedoch eine entscheidende Grundlage für den angemessenen Umgang mit Aufgaben im Zahlenraum bis 100 und darüber hinaus. Einige Kinder kompensieren fehlende oder ungenügende Voraussetzungen durch enorme Gedächtnisleistungen – ihre Kenntnisse sind jedoch in Sachsituationen wenig anwendbar.