„Kinder spüren, wenn man an sie glaubt."

Marlies Kießler, Grundschullehrerin und Lerntherapeutin, berichtet aus der Praxis:

Seit fast 40 Jahren bin ich Unterstufenlehrerin. Ich weiß, heute sagt man Grundschullehrerin, aber ich verwende die frühere Bezeichnung immer noch gern. Mit ihr verbinde ich eine gute Ausbildung in Pädagogik, Psychologie und vor allem in Methodik. Eine fundierte Arbeit zu leisten war mir über die vielen Jahre hinweg immer sehr wichtig. Dabei habe ich viel Neues in der Bildung und Erziehung unserer Kinder kennen gelernt. Einiges davon war richtig gut, andere Dinge aus meiner Sicht weniger erfolgreich.

Vor einigen Jahren kam ich dann an einen Punkt, an dem viele Fragen über die eigene Lebensplanung auftauchten. Die eigenen Kinder wurden erwachsen, gingen aus dem Haus und mir fehlte eine andere Aufgabe, die diesen wichtigen Punkt wieder ausfüllt. Hinzu kamen erste Gedanken über das spätere „Rentnerdasein“. Will ich dann einfach nur ruhig in den Tag hinein leben oder suche ich mir eine besondere Aufgabe, die mich ausfüllt? Gezielt habe ich dann geschaut, was ich zusätzlich mit Kindern machen könnte. Mit Kindern sollte es etwas sein. Das stand von Anfang an fest. Eine Kollegin war es dann, die mich damals auf das Duden Institut für Lerntherapie aufmerksam machte. Ich war sofort davon begeistert, wie man Lernschwächen so „einfach“ aufarbeiten kann.

Nach der Weiterbildungfing ich an, als Lerntherapeutin für Rechenschwäche – nebenberuflich zu meiner Arbeit in der Schule – zu arbeiten. Gerade Kinder mit kleinen Schwächen liegen mir ganz besonders am Herzen. Die Einzeltherapie ermöglicht es, eine enge Beziehung zum Kind aufzubauen. Kinder spüren, wenn man an sie glaubt. Es dauerte nicht lange und bei den ersten Kindern war plötzlich ein unheimlich gewachsenes Selbstbewusstsein verbunden mit kleinen Lernerfolgen im Fach Mathematik zu erkennen. Selbst für mich als erfahrene Lehrerin war es erstaunlich, dass ein wohl durchdachtes, auf das einzelne Kind abgestimmtes Konzept so schnell zum Erfolg führen kann. Über die vielen Jahre, die ich nun schon als Lerntherapeutin arbeite, machte ich immer wieder die Erfahrung, dass Voraussetzung für erfolgreiches Lernen ein positives Selbstbild ist. Dann kommt der Rest fast von allein.

Was in der Lerntherapie so gut funktioniert, sollte doch auch in meiner täglichen Arbeit in der Schule umsetzbar sein. Gesagt, getan: Spielerisch und mit viel Spaß verstehen Kinder die Mathematik viel besser, wenn verstärkt an Orientierung, Abstraktion, Vorstellung, Geometrie und am Aufbau des Zahlenraums gearbeitet wird. Trotzdem werden nicht alle Kinder die Mathematik lieben. Das Angstgefühl, im Unterricht zu versagen, ist, wenn man die Sache richtig angeht, bei den meisten Kindern dann aber „abhandengekommen“. Und wenn Kinder gern zur Schule gehen und fleißig lernen wollen, haben sie die besten Voraussetzungen für ein späteres erfolgreiches Leben.

So ist das bis heute: An zwei Nachmittagen in der Woche führe ich jeweils drei Einzeltherapiestunden im Institut durch. Mit dieser nebenberuflichen Arbeit im Duden Institut habe ich eine Aufgabe gefunden, die mir, den Kindern und auch den Eltern Spaß macht. Wenn die Kinder strahlend aus der Therapiestunde kommen und sagen: „Wir haben heute nur gespielt“, weil das Lernen mit so viel Freude verbunden war, dann hat man alles richtig gemacht. Für mich persönlich ist das immer wieder eine wunderbare Erfahrung. Nun hoffe ich, wenn später einmal wirklich das Rentnerdasein kommt, noch lange fit zu sein, um diese befriedigende und sinnvolle Arbeit auch dann noch fortsetzen zu können.

Weiterbildung: Lerntherapeut/-in

Die Duden Institute für Lerntherapie bilden Pädagogen und Psychologen (m/w) für die Tätigkeit als Lerntherapeut/-in an über 80 Standorten weiter.

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