Pädagogik und Psychologie

Evaluation integrativer Lerntherapie unter Bedingungen des Alltags – die ELBA-Studie

Mit der ELBA-Studie legen die Duden Institute für Lerntherapie aktuell eine Untersuchung zur Evaluation der Wirksamkeit von integrativer Lerntherapie vor. Autor Dr. Lorenz Huck sowie die Autorinnen Dr. Anja Berding und Dr. Astrid Schröder beantworten Fragen zur Studie.

Was wurde in der ELBA-Studie untersucht?

Berding: In der ELBA-Studie wurden mehr als 80 Kinder untersucht, die eine Lerntherapie in einem Duden Institut für Lerntherapie begannen. Direkt nach Therapiebeginn und unmittelbar nach Abschluss des ersten Therapiejahres wurden standardisierte Tests durchgeführt, um messbar zu machen, wie sehr sich die Fähigkeiten im Lesen, Rechtschreiben und Rechnen verbessert hatten. Außerdem wurde die psychische und soziale Belastung der Kinder über Fragebögen erfasst.
Die Kinder besuchten zu Beginn des Zeitraums die 1.‒5. Klasse. Jungen und Mädchen, Kinder mit Lese-Rechtschreib- und/oder Rechenschwäche, deutscher und nichtdeutscher Herkunftssprache nahmen teil.

Welche Ergebnisse hat die ELBA-Studie erbracht?

Huck: Die ELBA-Studie liefert Belege dafür, dass sich die Kinder mit Hilfe der Lerntherapie positiv entwickeln konnten. Alle Kinder, die an der Studie teilnahmen, zeigten zu Beginn der Lerntherapie im Vergleich zu den Alters- oder Klassennormen weit unterdurchschnittliche Leistungen. Nach einem Jahr waren deutliche Verbesserungen festzustellen, und zwar nicht nur nach statistischen, sondern auch nach praktischen Maßstäben. Besonders klar zeigten sich diese Verbesserungen im Lesen und in vielen Teilbereichen des Rechnens (u. a. Subtraktion und Multiplikation).

Schröder: Auch das „akademische Selbstkonzept“ der Kinder verbesserte sich. Die Kinder trauten sich also nach dem ersten Therapiejahr eher zu, in der Schule und für die Schule zu lernen.

Warum zeigten sich keine statistisch bedeutsamen Fortschritte bei der Rechtschreibung?

Huck: Auch in der Rechtschreibung waren zum Teil sehr große Fortschritte zu verzeichnen. Diese können aber nicht so gut eingeordnet und eingeschätzt werden. Grund dafür ist, dass bei der ELBA-Studie der Untersuchungsplan nicht eingehalten werden konnte. Ursprünglich wollten wir die Ergebnisse der Kinder aus der Lerntherapie mit denen einer unbehandelten Kontrollgruppe vergleichen. Deshalb hatten wir nicht in allen Bereichen Testverfahren eingesetzt, die einen Vergleich mit Alters- oder Klassennormen nach einem Jahr erlaubten.

Warum zeigten sich beim akademischen Selbstkonzept Verbesserungen, aber nicht bei anderen Maßen der psychischen oder sozialen Belastung?

Berding: Diese Frage können wir nicht mit Sicherheit beantworten. Wir haben aber einige Vermutungen dazu: Beispielsweise wissen wir, dass Kinder bei einem großen Teil der Fragebögen, die wir benutzt haben, mit zunehmendem Alter zu immer negativeren Einschätzungen ihrer selbst und ihrer Situation kommen. Vor diesem Hintergrund könnte man eine Stabilisierung der psycho-sozialen Situation, wie sie die Ergebnisse der ELBA-Studie zeigen, schon als Erfolg werten. Diese und weitere Annahmen müssen aber noch genauer untersucht werden.

Welche praktischen Schlussfolgerungen können aus der ELBA-Studie gezogen werden?

Schröder: Wir haben aus der ELBA-Studie viel darüber gelernt, wie wir unsere Untersuchungen in Zukunft anlegen wollen: Wir wollen mit einer Kontrollgruppe arbeiten und müssen, damit das funktioniert und verantwortbar ist, den Untersuchungszeitraum deutlich verkürzen. Außerdem müssen wir es schaffen, den Umfang der verwendeten Test- und Fragebogenverfahren noch weiter zu reduzieren und sie noch zielgenauer einzusetzen, damit die Prozedur für die Kinder weniger anstrengend ist und sich mehr Eltern guten Gewissens für eine Teilnahme entscheiden.

Huck: Die vorliegende Untersuchung hat gezeigt, welche großen Herausforderungen eine Studie zur Wirksamkeit von integrativer Lerntherapie unter Alltagsbedingungen einer Lerntherapiepraxis stellt. Wenn man in einer realen lerntherapeutischen Einrichtung forscht, ist es praktisch unmöglich, eine ideale Studie durchzuführen, die Erkenntnisse ohne irgendwelche Einschränkungen erbringt. Die ELBA-Studie ist aus unserer Sicht ein Stein in einem Mosaik: Je mehr Untersuchungen es zur Wirksamkeit von Lerntherapie gibt, desto klarer wird das Bild. Schon jetzt zeichnet sich immer deutlicher ab: Integrative Lerntherapie hat positive Wirkung und ist eine sinnvolle Ergänzung zur schulischen Förderung. Da idealerweise viele einzelne Aspekte der Wirksamkeit von Lerntherapie – sowohl im fachlichen als auch psychosozialen Bereich – in verschiedenen Fächern, Altersgruppen und sozialen Gruppen untersucht werden sollten, bedarf es in Zukunft der Zusammenarbeit vieler Lerntherapiepraxen mit Forschungseinrichtungen sowie mit Universitäten.

Autoren der ELBA-Studie

Dr. Lorenz Huck (Bild links), Diplom-Psychologe und Geschäftsführer der Duden Institute für Lerntherapie

Dr. Astrid Schröder (Bild Mitte), Diplom-Patholinguistin und Leiterin Forschung, Entwicklung und Weiterbildung sowie des Fachbereichs Deutsch der Duden Institute für Lerntherapie

Dr. Anja Berding (Bild rechts), MA Psychologie und Forschungsreferentin der Duden Institute für Lerntherapie

Weitere Informationen
Zur ELBA-Studie