Pädagogik und Psychologie

Spielen in einer Lerntherapie - passt das zusammen?

"Wir haben nur gespielt!" so oft der Eindruck der Kinder am Ende der Therapiestunde. Warum Spielen in der therapeutischen Arbeit sinnvoll ist...

Mitunter wird uns diese Frage von Eltern gestellt. Offenbar befürchten sie, dass ihr Kind zu wenig lernt, wenn in Therapiestunden gespielt wird. Ist diese Sorge berechtigt? Diese Frage ist mit einem klaren Nein zu beantworten. Tragen wir einige Argumente zusammen, die für die konsequente Einbindung des Spiels in die therapeutische Arbeit sprechen:

Spielen ist eine grundlegende Form des Lernens

Beim Spielen setzen sich die Kinder mit ihrer Umwelt auseinander. In diesem Prozess erschließen sie sich die Welt und schließen sich selbst für die Welt auf. Sie lernen also, ob sie es wollen oder nicht. Spielen ist also keine Vorform des Lernens – wie manchmal noch angenommen wird – sondern eine spezifische Art des Lernens, die uns ein Leben lang begleitet und der im Kindesalter eine besondere Bedeutung zukommt. Dabei ist die Spannbreite dessen, was Kinder beim Spielen lernen können, außerordentlich groß. Dies sind neben sprachlichen, mathematischen, ästhetischen und weiteren sachlichen Inhalten, motorische Fähigkeiten und vor allem auch soziale Verhaltensweisen.

Spielen ist eine effektive Form des Lernens

Der Charakter des Lernprozesses beim Spielen unterscheidet sich stark von der Art des Lernens in anderen Lernformen: Das Spiel erlaubt Muße und ein langfristiges „Dranbleiben“ an gleichen Lerninhalten, ohne dass es für die Kinder langweilig wird. So können beim Spielen mit Buchstaben, Lauten, Silben, Wortgestalten und Texten bereits erworbene Kenntnisse erprobend angewendet und damit vertieft, Fertigkeiten eingeschliffen, aber auch neue Seiten eines Lerngegenstandes entdeckt werden. Und was besonders bedeutsam ist: Im Spiel entwickelt sich die Sensibilität für Sprache, die Fähigkeit, sie bewusster und differenzierter wahrzunehmen sowie an und mit ihr die eigene Kreativität auszuprobieren.

Für die Mathematik muss man nicht unbedingt an ein Rechenspiel denken. In vielen Spielen gibt es „versteckte“ Mathematik. Dazu gehören Mosaike, Puzzle, Domino oder andere Legespiele. Dass Klassiker wie „Mensch ärgere dich nicht“, „Kniffel“ oder Spiele zum Umgang mit Geld für das Erlernen von Mathematik sehr von Nutzen sind, ist schnell einsehbar. Es tauchen dabei Bilder für Zahlen auf (wie die Würfelbilder), es wird gezählt und eben nebenher auch nach Bedarf gerechnet. Darüber hinaus eröffnet das Spiel einen Zugang zu jenen Kindern, die aufgrund jahrelanger ständiger Misserfolge im Lesen, Schreiben und Rechnen mit diesen Tätigkeiten „abgeschlossen“ haben, Buchstaben und Zahlen als „Teufelszeug“ betrachten und alles daran setzen, ihnen aus dem Wege zu gehen. Die spielerische Beschäftigung mit einem Thema gibt ihnen wieder Selbstvertrauen und Zuversicht. „Spielen wir das Spiel mit den Wortverwandten noch einmal?“, fragte Johannes – einer der besagten „Lernverweigerer“ – in einer Therapiestunde. „Da kann ich so schön lernen.“

Spielen ist eine attraktive Form des Lernens

Es gibt wohl kein Kind, das nicht gerne spielt. Es hat dabei Spaß, ist motiviert und oftmals bemerkt es gar nicht, dass es intensiv lernt. Viele seiner Grundbedürfnisse werden im Spiel befriedigt. So kann es Gemeinschaftserfahrungen machen, seine Motorik ausleben, selbstständig und ohne Zeitdruck tätig sein, Spannung und Entspannung genießen sowie seiner Phantasie, seiner Lust am Fabulieren und Gestalten freien Lauf lassen. Wir können also festhalten: Wie keine andere Lernform spricht das Spielen das Kind als psychische und physische, als emotionale und intellektuelle Ganzheit an.

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Integrative Lerntherapie