Integrative Lerntherapie in Englisch nach einer Lerntherapie in Deutsch - 2

Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Praxis - Seite 2

Vermeiden von Übergeneralisierungen

Das Bewusstmachen solcher sprachlicher Unterschiede ist gerade auch in Bezug auf das Vermeiden von „Übergeneralisierungen“ von großer Bedeutung. Bei diesem sprachdidaktischen Phänomen handelt es sich um die Verwendung von bereits bekannten allgemeinen Regeln oder Schlussfolgerungen in sämtlichen Kontexten ohne Beachtung eventuell vorhandener Ausnahmen oder Zusätze. Um im Beispiel zu bleiben, wäre dies die Übernahme der o. g. Satzstruktur eines Aussagesatzes in einen Fragesatz mit zusätzlichem muttersprachlichem Transfer, also: “Eats Peter an apple?“ statt “Does Peter eat an apple?“.

Hoher Stellenwert der Fremdsprache im Alltag

Als besonders auffällig erlebe ich in der Lerntherapie bei Englisch-Schwäche, dass gerade eine fehlerhafte Aussprache von den Kindern als sehr belastend empfunden wird. Englisch gilt gemeinhin als „coole“ Sprache, die auch in beliebten sozialen Netzwerken wie Facebook, WhatsApp oder Twitter eine große Rolle einnimmt. Insbesondere wollen englische Ausdrücke wie „swag“, Abkürzungen und Akronyme wie „lol“ (laughing out loud), „yolo“ (you only live once) oder „rofl“ (rolling on the floor laughing) verstanden, korrekt ausgesprochen und richtig verwendet werden können. Häufig gelten Fehler und sprachliche Defizite im Englischen als peinlich und unangenehm, da diese gerne auf ein sprachliches Versagen und gewisses „Uncoolsein“ bezogen werden. Zudem ist selbst jungen Kindern bereits bewusst, dass die Fremdsprache Englisch in Schule, Beruf und Alltag (digital und analog) einen besonderen Stellenwert einnimmt. Dabei entwickeln Kinder einen großen Ehrgeiz und eine hohe Motivation, möglichst schnell korrekt und fehlerfrei Englisch anzuwenden.

Eine integrative Lerntherapie bei Englisch-Schwäche setzt ebenso wie bei einer LRS in Deutsch genau an diesen neuralgischen Punkten an und kann schließlich zu einem positiven und gestärkten Selbstbild des Kindes beitragen, sodass der Schüler/die Schülerin eine „coole“ Fremdsprache wieder mit Freude anwendet.