Mit Knobelei und Wortspielen zum Erfolg

In der Schule war Mathematik Ria Schmidts Lieblingsfach. Kein Wunder, dass die Leiterin des Duden Instituts für Lerntherapie in Dresden auch mit den Kindern leidenschaftlich gern knobelt.

Im Nachhinein wirkt ein Lebensweg ja oft, als sei alles genau so geplant gewesen. So ist das auch bei Ria Schmidt. „Dabei wollte ich doch eigentlich Psychologin werden“, sagt die 32-Jährige und lacht. Heute ist sie froh, dass es anders gekommen ist. Ria Schmidt gehört zu den glücklichen Menschen, die ihren Traumjob gefunden haben. „Man verbringt so viel Zeit mit der Arbeit, da ist es einfach wichtig, dass man mit Leidenschaft dabei ist. Ich möchte nie mehr etwas anderes tun.“

Um das zu unterstreichen, erzählt sie gleich von ihrer Schülerin Paula, die große Schwierigkeiten im Kopfrechnen hatte. Sie kam erst seit wenigen Stunden in die Therapie und es wurden gerade erst die Grundaufgaben behandelt. Plötzlich machte Paula große Augen, rief „Aber das ist ja total einfach!“ und rechnete blitzschnell nicht nur 3+4, sondern auch gleich 300+400 und 3.000+4.000. Als sie im anschließenden Elterngespräch ihrer Mutter stolz die Aufgaben im Zahlenraum 10.000 vorrechnete, da wurde Ria Schmidt wieder einmal bewusst, wie sehr sie ihren Beruf liebt.

Grenzen überwinden, Lernen neu gestalten

Dabei war der Weg dorthin gar nicht so gerade, wie er jetzt im Nachhinein aussieht. Sie wollte schon immer gern mit Menschen arbeiten. „Ich kann mich gut in andere hineinversetzen, Empathie ist, denke ich, eine meiner Stärken." Über die Jahre wächst der Wunsch, vermehrt mit Kindern zu arbeiten. „Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich dort am meisten bewegen kann.“

Nach dem Studium der Erziehungswissenschaften und Psychologie wird sie Heimfamilienleiterin in einem Internat und begleitet dort die Jugendlichen im Lebens- und Schulalltag. Eigentlich eine erfüllende Tätigkeit, die gut zu der jungen Mutter passt. Eigentlich. Denn Ria Schmidt möchte nicht nur helfen, sie möchte gern etwas bewegen. Und in der Begleitung der Jugendlichen, von denen einige mit Lernschwierigkeiten zu kämpfen hatten, stößt sie schnell an Grenzen.

Von den Lehrern kommt häufig nur die Bemerkung: „Er kann es eben nicht.“ oder „Sie müssen einfach mehr üben!“ Doch damit kommt Ria Schmidt nicht weiter. Immer wieder stößt sie auf fehlendes Vorwissen und Probleme in den Grundlagen. „Nur Üben hilft eben einfach nicht! Dabei sollte doch jeder die Chance bekommen, sein Potenzial zu entfalten!"

Um mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu bekommen, absolviert Ria Schmidt die Ausbildung zur Lerntherapeutin für Lese-Rechtschreib-Schwäche am Duden Institut in Goslar. Ein Aha-Erlebnis, denn schon nach kurzer Zeit stellt sie fest, dass sie den Kindern und Jugendlichen und auch den Eltern sichtbar weiterhelfen kann. Die Schülerinnen und Schüler fassen mit der fachlichen Sicherheit neues Selbstvertrauen und entwickeln wieder Freude am Lernen. „Diese Erfahrungen gaben mir die Gewissheit, dass ich diesen Weg gerne hauptberuflich weiterverfolgen möchte“, so Schmidt. Als sich dann die Gelegenheit eröffnet, das Institut in Dresden zu führen, bewirbt sie sich – und erhält den Zuschlag.

„Das Schönste am Arbeitsalltag ist, dass es keinen gibt.“

Ria Schmidt lacht gern und viel, ist eine fröhliche Person, die gern bunte Farben trägt. Dass die Kinder sich gut bei ihr aufgehoben fühlen, glaubt man sofort. „Wenn man Freude hat an dem, was man tut, dann ist man auch engagiert und gut darin“, sagt sie. Was Frau Schmidt an ihrem Arbeitsalltag am meisten schätzt? Dass es eigentlich keinen gibt. Kein Tag ist wie der andere, so wie kein Kind ist, wie das andere. „Vor allem liegt mir die Arbeit mit den Kindern und den Eltern am Herzen. Für die Lernerfolge, die wir anstreben, müssen nicht nur die individuellen Stärken der Kinder gefördert werden. Auch die Eltern müssen aktiv in den Therapieprozess einbezogen werden. Dabei kommt es eben nicht nur darauf an, fachliche Defizite zu beheben, sondern vor allem darauf, vorhandene Potenziale zu nutzen und somit die Schüler in ihrem Selbstkonzept zu stärken“, sagt sie.

Knobelaufgaben und Wortspiele machen Spaß und nehmen die Angst

Die integrative Lerntherapie, sowohl für Lese-Rechtschreib-Schwäche als auch für Rechenschwäche, hat dabei ihre Reize und Herausforderungen, einen Favoriten möchte Schmidt nicht nennen. „Im Bereich LRS habe ich natürlich viele Gestaltungsmöglichkeiten und kann den kreativen Umgang mit Wörtern fördern. Kaum eine andere Sprache eignet sich so gut für Wortspiele, wie Deutsch. Wenn der Funke übergesprungen ist und die Kinder sehen, dass man auch lustige und coole Sachen mit Sprache machen kann, verlieren sie schnell die Angst“, erklärt sie.

Ab da sei es einfach, so Schmidt. In einer Atmosphäre ohne Leistungsdruck und Versagensangst fassen die Kinder wieder Zutrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und entdecken die Freude am Lernen wieder. Und die Mathematik? Hier lassen sich immer wieder neue Muster und Strukturen entdecken und das findet Ria Schmidt faszinierend. Sie liebt Rätsel und Knobelspiele und die kommen auch in der Therapie zum Einsatz. „So kann man auch spielerisch grundlegende Lernvoraussetzungen fördern. Und plötzlich macht Mathe wieder Spaß. Ich glaube, da ich selbst so begeistert von Zahlen bin, kann ich auch da den Kindern schnell die Angst nehmen“, erklärt sie.

Angst ist überhaupt ein großes Thema, schließlich haben viele Kinder schon einen langen Leidensweg hinter sich, wenn sie in die Lerntherapie kommen. Wenn sie dann nach einer Weile mit gestrafften Schultern und mit einem Lächeln im Gesicht zur Therapie kommen und erzählen, dass sie heute im Unterricht mal den anderen etwas erklären konnten, dann ist Ria Schmidt beinah so stolz wie die Eltern: „Besonders schön sind die Momente, in denen die Kinder versuchen, dem Therapeuten extra schwere Matheaufgaben zu stellen, nur um dann festzustellen, dass es eigentlich gar keine schweren Aufgaben mehr gibt.“ Da ist es wieder, das Lachen.

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